Driver // Jan Riggert wurde 1980 in Hamburg geboren. Seit 2005 arbeitet er als Art Director in der Werbung.
Im Herbst 2005, nach dem Studium, war es endlich soweit: mein erster, fester Job. Als Belohnung musste natürlich ein passender Wagen her. Doch was bedeutet passend? Hübsch anzusehen? Niedriger Verbrauch? Zuverlässig? Billig? Alles vorgeschoben! Ein Auto ist eine Bauchentscheidung. Es muss “funken”. Und das tat es bei mir bei den aktuellen Modellen irgendwie nicht. Und wenn, dann lagen sie jenseits von 100.000 €.
Ich erinnerte mich an meine Jugend: Da gab es so ein Auto. Ein “MuscleCar”, genauer gesagt ein “PonyCar”. Ein Ford Mustang der ersten Generation.
Ich freundete mich recht schnell mit dem Gedanken an: So einer sollte es sein. Jedoch kräuselte jeder, dem ich davon erzählte, die Stirn: Verbrauchen die nicht unheimlich viel? In welche Werkstatt willst du denn, wenn damit was ist? Damit findest du doch nie einen Parkplatz in Hamburg!
Unzählige Abende verbrachte ich vor dem Computer, surfte durchs Internet, bestellte Fachliteratur. Und je mehr ich dazulernte, desto klarer wurde mir: Das war eine verdammt gute Idee.
Ich fand den Kontakt zu anderen Mustang-Enthusiasten, die mir beim Kauf sehr halfen. Denn vorschnell in den Sand setzen wollte ich mein Geld nicht. Zwei Kenner reisten in die USA und fanden dort den passenden Mustang. In Florida – genau wo ich studiert hatte. Der Wagen war kurz zuvor restauriert worden und in einem Top-Zustand. Volltreffer. Trotz Seefracht, Zoll, Mehrwertsteuer und kleineren Umbauten für die deutsche Straßenverkehrsordnung bot der Wagen immer noch ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als viele Autos, die man in Deutschland bekommt.
Denn Schnäppchen gibt es beim Mustang kaum mehr. Dafür tummeln sich zu viele Leute in der Szene.
Einige Monate später war er dann endlich in seinem neuen Zuhause angekommen: mein Ford Mustang Coupé aus dem Jahre 1968 mit einem wohlig klingenden 5-Liter-V8-Motor unter der Haube. PS? Genug. Höchstgeschwindigkeit? Unwichtig. Verbrauch? Etwas eben. Aber mit 13 Litern auf der Autobahn bei durchschnittlich 120 km/h geringer als ich dachte.
Sowieso wurde ich nur positiv überrascht. Auf der Autobahn knipsen mich die Leute mit ihren Fotohandys, in der Stadt strecken Passanten den Daumen hoch. Das Fahren ist stressfrei, man “cruist”. Nie fiel es mir leichter, mich an die Verkehrsregeln zu halten. An der Tankstelle werde ich mit Namen begrüßt, und neben einem schönen Auto bekommt man ein schönes Hobby gleich dazu. Denn es gibt immer etwas zu erledigen, und man findet schnell den Kontakt zur netten US-Car-Szene.
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Über Pfingsten kam ich wieder zum Schrauben. Es wurden die alten, spröden Fensterdichtungen gegen neue getauscht. Etwas aufwändig, da man die gesamte Türverkleidung und die Rücksitze demontieren muss um an die entscheidenden Schrauben zu kommen. Außerdem wurde eine Feuerlöscherhalterung aus feinstem Alu angefertigt. Ich hatte mir nämlich einen schicken Chrom-Feuerlöscher gekauft, da Vergaserbrände durchaus einmal vorkommen können. Und mit 2,5kg AFFF-Schaum sollte man den kontrollieren können. Kleinere Löscher machen null Sinn. Größer ist hier immer besser.
Die Uhr fehlt bei vielen Mustangs und ist eines der wenigen Teile, welches man nicht als Reproteil nachkaufen kann. Bei mir funktionierte sie nicht mehr. Also hab ich die alte Uhr zerlegt, und mit einem neuen Quartz-Uhrwerk ausgestattet. Genau das Richtige für lange Winterabende.
Über Ostern bin ich endlich mal zum Schrauben gekommen. Und so bekam mein Mustang die letzten optischen Korrekturen um wieder wie 1968 auszusehen, als er ausgeliefert wurde. D.h. ein neuer Tankdeckel, neue Center Caps, Nebellampen im Kühlergrill, C-Stripe an den Seiten und White Letter Reifen. Naja, letztere waren zwar nicht ab Werk dabei, sehen aber gut aus und sind zeitgenössisch.
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